Nach dem Erfolg beim Kreisentscheid überraschte die Jugendfeuerwehr Rettmer mit immer neuen Bestzeiten und Höchstleistungen.
Zugegeben – einen kleinen Dämpfer bekamen die jubelnden Jugendfeuerwehrmitglieder, als nach der Siegerehrung auf dem Kreisjugendfeuerwehrtag in Amelinghausen bekannt wurde, dass ihnen dank des zweiten Platzes nun ein Zeltlager-Wochenende bevorstand. Für eine Nacht ein ganzes Zelt aufbauen war nicht wirklich die Beschäftigung, mit denen zwei freie Tage verbracht werden wollten. Aber so leicht ließen sich die neun Jugendlichen nicht unterkriegen und packten kurzerhand ein weiteres Mitglied ein, dass als Springer unterstützen sollte.
Am Samstag, 22. Juni, ging es dann also mit einem vollbeladenen Anhänger, Klein-LKW und nicht ganz so gefülltem MTW nach Faßberg. Dort wartete ein sehr gut organisiertes Zeltlager auf die zwei Betreuer und zehn Jugendlichen; neben geschickt arrangierter Be- und Entladezone war es vor allem das Essen und der umweltbewusste Umgang mit Lebensmitteln und Geschirr, der viel Lob erntete. Frisches Gemüse und leckere Nudeln schmecken von Bambustellern und Zuckerrohrlöffeln nämlich kein bisschen schlechter als von Plastikbesteck.
Nach ein paar kurzen Eingewöhnungsstunden hieß es am Nachmittag dann: Ab in die Jugendfeuerwehrkleidung und auf zum Sportplatz laufen. Dort wurde unter den wachsamen Augen der Wertungsrichter Testläufe in den BWB-Disziplinen absolviert und während die Betreuer der JF Rettmer feststellten, dass quasi jedes einzelne Handschuhpaar dringend Ersatz benötigte, liefen die Jugendlichen beim B-Teil einen inoffiziellen Wettkampf, wer die meisten Fehler einbauen konnte. Schließlich muss bei einer Generalprobe so viel wie möglich schief laufen, um dann einen perfekten Auftritt hinlegen zu können.
Am nächsten Morgen schallte bereits um 5:30 Uhr morgens dramatische König-der-Löwen-Weckmusik über den Platz und nach einem leckeren Frühstück war es bereits Zeit für den Start. Die Temperaturen versprachen schon am Vormittag, wüstliche Hitze nachahmen zu wollen und alle waren froh über die frühe Startzeit. Angefeuert von Betreuern – die in der Hitze auch nicht besser wegkamen, weil sie Ausgehuniform tragen mussten – und einigen Eltern sowie dem Ortsbrandmeister Rettmers, liefen die Jugendlichen einen neuen Zeitrekord beim B-Teil und schafften es mit null Fehlerpunkten ins Ziel. Stolz auf ihre Leistung wurde vorerst der Rückzug zum Zeltplatz angetreten, um mit dem Abbau zu beginnen. Große Chancen rechneten sie sich nicht aus; nur 14 der 53 angetretenen Jugendfeuerwehren würden weiter zum Landesentscheid kommen, der eine Woche darauf in Wildeshausen stattfinden würde.
Wie man sich täuschen kann.
Als sich am Nachmittag mitsamt Spielmannszug, Wimpel und Uniform zum Einmarsch aufgestellt wurde, war es so heiß, dass das Wetter vom Kreisentscheid wie eine kühle Frühlingsbrise wirkte. Waren die JF-Uniformen damals nicht geschmolzen, so war es an diesem Tag wirklich ein Wunder, dass sie keine Blessuren davon trugen.
Während der Verlesung der Plätze wähnten sich sowohl Betreuer als auch Jugendliche in zufriedener Sicherheit. Sie hatten ihr Bestes gegeben, mit einem weiteren Zeltwochenende müsse aber nicht gerechnet werden. Doch dann waren plötzlich nur noch drei Plätze vor den 14, die sich qualifiziert hatten – und schon wurde ihre Punktzahl aufgerufen und es stand fest: Die Jugendfeuerwehr Rettmer war auf dem 14. Platz und damit auf Landesebene gelandet. Damit sind sie übrigens die ersten Jugendlichen aus dem Landkreis Lüneburg seit über 20 Jahren, die es beim Bundeswettbewerb zum Landesentscheid geschafft haben!
Belohnt wurde diese Leistung übrigens, wie sollte es anders sein, mit einem Eis in der Lüneburger Innenstadt.
Keine Woche später, am Freitag, 28. Juni, war es dann so weit. Eine zweistündige Fahrt nach Wildeshausen stand an. Der Anhänger war gar nicht erst entladen worden, die Packliste kannten die Teilnehmer noch auswendig. Echte Profis eben. Trotz holperiger Ankunft und langen Wartezeiten stand am Abend auch das Zelt in kurzer Zeit auf dem Sportplatz am Krandel-Stadion und man machte es sich in den Feldbetten bequem. Gesponsert wurde das Zeltlager über drei Tage übrigens vom Stadtfeuerwehrverband Lüneburg e.V., der die Kosten großzügiger Weise vollständig übernommen hatte. Die Jugendfeuerwehr möchte sich an dieser Stelle noch einmal vielmals für die Unterstützung bedanken!
Der nächste Morgen war dem Erkunden des Feuerwehrhauses in Wildeshausen und dem Vermeiden der brennenden Mittagssonne gewidmet. Es schien, als versuche jedes Wochenende noch heißer und noch schwüler als die Tage zuvor zu sein und bisher erfüllte sich diese Theorie. Glücklicherweise wurden die Testläufe erst am späten Nachmittag begonnen – und Rettmer verpasste direkt ihren Durchlauf zum B-Teil. Was aber erst wie ein großes Drama schien, entpuppte sich schlussendlich als Segen: So konnte am Abend noch eine verkürzte Übung in nun endgültigem Schatten gelaufen werden und man entkam der hitzebedingten erhöhten Anstrengung weitestgehend.
Am nächsten Morgen, dem Wettbewerbstag, waren zahlreiche Freunde angereist, um die Jugendlichen anzufeuern. Auch diesmal hatte Fortuna ihre Hand bei der Startzeitvergabe im Spiel gehabt: Rettmer startete am frühen Vormittag. Und wieder schafften sie es, ihre Rekordzeit im B-Teil zu steigern und um ein paar Sekunden schneller zu werden.
Nachdem alle Gruppen den Wettbewerb absolviert hatten, war es am frühen Nachmittag Zeit für die Siegerehrung. Begleitet von einem Spielmannszug und dem Jubeln der angereisten Fans liefen die Jugendlichen auf den Platz und warteten auf die Verlesung der Plätze. Den Rettmeranern gelang, so waren sich im Nachhinein alle einig, eine Punktlandung: Mit dem 25 von 52 Plätzen waren die Jugendlichen sehr zufrieden. Und die Betreuer platzten ein ganz kleines bisschen vor Stolz. Weitergekommen sind übrigens die Jugendfeuerwehren Wesel und Möllenbeck – sie werden Niedersachsen in ein paar Monaten bei dem Bundesentscheid vertreten.
Nach einer langen Rücktour, die gleich mit dem wohlverdientem Schlaf verknüpft wurde, kamen alle Beteiligten müde und glücklich in Lüneburg an. Diesmal ohne Eis – dafür mit Pizza. Abwechslung muss schließlich sein.
Inzwischen wird das Großraumzelt übrigens in bahnbrechender Geschwindigkeit auf- und abgebaut – genug Übung hatten alle Beteiligten ja.